Diskussion um die Pflegereform
Kaum eine Versicherung wird derzeit so heiß diskutiert wie die Pflegeversicherung. Als 1995 die gesetzliche Pflegeversicherung eingeführt wurde, hat die Bevölkerung natürlich gestöhnt. Denn es handelte sich dabei um eine weitere Sozialpflichtversicherung, die direkt vom Lohn abgezogen wurde. Innerhalb von 5 Jahren die zweite Belastung, denn erst 1991 wurde der Solidaritätszuschlag eingeführt.
Was wenige Menschen damals noch bedachten und was sicherlich auch von den Politikern nicht deutlich genug erklärt wurde, war, dass die deutsche Gesellschaft altert. Der demografische Wandel ist auch derzeit deutlich zu spüren. Immer mehr Menschen haben das Glück, alt zu werden. Glücklich der, der auch im Alter noch geistig und körperlich fit ist. Vielen Menschen aber ist dieses Glück nicht vergönnt. Sie werden älter und damit auch gebrechlicher. Gerade diesen Menschen soll mit der Pflegeversicherung geholfen werden.
Innerhalb der letzten Jahre hat auch die junge Generation erkannt, dass der Staat alleine viele Leistungen im Alter nicht mehr übernehmen kann. Schon lange Zeit sorgen diese jungen Erwachsenen daher privat für ihr Alter vor, indem sie sich beispielsweise eine Lebensversicherung oder eine Immobilie zulegen, von der sie dann im Alter profitieren wollen. Denn die gesetzliche Rentenversicherung wird kaum ausreichen, um den eigenen Lebensstandard zu halten. Aufgrund dieser Erkenntnis gehen nun auch viele junge Menschen hin und schließen eine private Pflegeversicherung ab. Denn sie sehen bei ihren eigenen Verwandten oder aber auch in der Presse, dass die gesetzliche Pflegeversicherung ebenfalls nur noch die Grundbedürfnisse abdecken kann. Dieser Umstand wird sich in den kommenden 50 Jahren nicht verbessern, wenn das Solidarsystem nicht komplett erneuert wird.
Versuche der derzeitigen Regierung, die Pflegeversicherung zu reformieren, scheitern immer wieder an dem Bemühen, es möglichst allen Parteien recht zu machen, um dann die notwendige Zustimmung zu erhalten. Dabei kommt natürlich immer nur der kleinste gemeinsame Nenner heraus. Sozialverbände wie zum Beispiel die Caritas fordern nun immer lauter, einen Ausgleich zwischen der gesetzlichen und der privaten Pflegeversicherung zu schaffen. Denn gerade die private Pflegezusatzversicherung hat viele junge Einzahler, denen derzeit nur geringe Kosten gegenüberstehen. Dieser Umstand wird sich aber eines Tages umkehren. Ob also ein Ausgleich dazu führt, dass junge Menschen weiterhin bereit sind, für sich selber zu sorgen, bleibt abzuwarten.
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/wir-brauchen-einen-ausgleich-der-systeme-pflegereform-caritas-praesident-neher-fordert-umverteilung-auf-kosten-der-privatversicherten/5679080.html