Warum sich der Pflege-Bahr oft nicht lohnt
Seit Anfang 2013 fördert Vater Staat eine Pflegezusatzversicherung unter bestimmten Voraussetzungen mit bis zu 60 Euro im Jahr. Voraussetzung dafür: Die Versicherung darf keine Leistungsausschlüsse vornehmen und keine Risikozuschläge erheben. Alle Antragsteller sind anzunehmen (Kontrahierungszwang). Zudem müssen Leistungen von mindestens 600 Euro in Pflegestufe III gezahlt werden und die Versicherten müssen mindestens zehn Euro Eigenbeitrag pro Monat leisten. Die Stiftung Warentest hat kürzlich (Ausgabe 05/2013) 17 geförderte Tarife unter die Lupe genommen – fast alle sind durchgefallen. Ungeförderte Tarife schnitten hingegen wesentlich besser ab.
Die großen Nachteile von Pflege-Bahr
Wer den Pflege-Bahr abschließt, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. So werden Leistungen erst nach einer Wartezeit von fünf Jahren ausgezahlt, womit die Versicherer sich vor explodierenden Kosten schützen dürfen, weil sie ja jeden Antragsteller absichern müssen.
Im Fall der Fälle leisten die meisten Versicherer lediglich einen Betrag von 600 bis 700 Euro monatlich. Die gesetzliche Pflegeversicherung schießt noch einmal bis zu 1.550 Euro zu. Trotzdem reicht dieser Betrag nicht aus, denn der Platz im Pflegeheim schlägt im Schnitt mit 3.200 Euro zu Buche. Verbraucher bleiben mithin auf Kosten zwischen 1.500 und 1.800 Euro monatlich sitzen.
Weitere Probleme beim Pflege-Bahr
Auch die Leistungen bei Demenz werden von Experten kritisch betrachtet. Wer einen Vertrag mit 25 Euro Monatsbeitrag im Alter von 55 Jahren abschließt und dement wird, bekommt etwa 35 Euro monatlich ausgezahlt. Alleine die Tagespflege schlägt jedoch mit etwa 70 Euro pro Tag zu Buche.
Ebenfalls müssen Versicherte im Leistungsfall weiterhin Beiträge zahlen. Wie diese sich dabei im Laufe der Jahre entwickeln werden, ist ungewiss. Die geförderte Pflegezusatzversicherung eignet sich Expertenaussagen zufolge deshalb nur, wenn junge Leute eine schwere Krankheit haben oder ein anderer Vertrag aufgrund des hohen Alters oder bestehender Krankheiten nicht mehr zu bekommen ist.
Wesentlich besser schneiden hingegen die Tarife ab, die nicht staatlich gefördert werden. Allerdings sind diese auch sehr teuer und nicht jeder kann sie sich leisten. Experten raten deshalb Personen unter 40 Jahren generell von einer Pflegeversicherung ab.